Psychische Gesundheit: Was braucht mein Kind?

Alle Eltern wünschen sich, dass ihr Kind sich psychisch gesund entwickelt. Dafür ist es wichtig, seine Bedürfnisse zu kennen. 

Kinder sind von Geburt an eigenständige Persönlichkeiten. Sie haben eigene Bedürfnisse, die sich im Laufe der kindlichen Entwicklung verändern. Es ist wichtig, dass Eltern wissen, was ihr Kind wann braucht. So können sie auf seine Bedürfnisse eingehen. Das fördert eine gute Eltern-Kind-Bindung und eine gesunde psychische Entwicklung.

Direkt nach der Geburt:

  • Ihr Baby braucht möglichst viel körperliche Nähe. Das fördert die Bindung und reduziert den Stress der Geburt.
  • Ihr Baby möchte saugen und trinken. Die erste Milch ist besonders wertvoll. Auch wenn Sie nicht stillen möchten: Es ist gut, das erste Saugen zuzulassen. Mehr erfahren Sie im Beitrag Stillen: Passt das zu mir?
  • Die Geburt war für Mutter und Kind anstrengend. Beide brauchen Ruhe, um sich zu erholen.

In den 1. Wochen:

  • Ihr Kind möchte, dass Sie seine Gefühle verstehen. Wenn Sie ihm das durch Mimik und Stimme vermitteln, fühlt es sich sicher und verstanden.
  • Ihr Kind schreit, wenn es etwas braucht. Beispielsweise wenn es hungrig, müde oder ängstlich ist. Es braucht dann sofort Ihre Aufmerksamkeit. So lernt es, dass es sich auf Sie verlassen kann.
  • Ihr Baby hört gerne Ihre Stimme. Es freut sich, wenn Sie mit ihm reden. Beschreiben Sie, was Sie gerade machen oder was Sie sehen.

Ab dem 3. Lebensmonat:

  • Ihr Kind reagiert verunsichert auf Menschen, die ihm nicht vertraut sind. Ihre Nähe gibt ihm Sicherheit bei der Begegnung mit neuen Personen.
  • Ihr Baby nimmt Stimmungen wahr. Es nimmt auch wahr, wenn es Konflikte gibt. Deshalb ist es wichtig, sich bei Problemen rechtzeitig Hilfe zu holen. Frühe Hilfen unterstützen, wenn es Schwierigkeiten gibt. Mit der Suche Frühe Hilfen finden Sie eine Anlaufstelle in Ihrer Nähe.

Ab dem 7. Lebensmonat:

  • Ihr Baby liebt es, sich zu bewegen! Und das ist gut so, denn Bewegung ist wichtig für die kindliche Entwicklung. Mehr erfahren Sie im Beitrag Bewegung: Warum ist sie so wichtig für Babys und Kleinkinder?
  • Ihr Kind zeigt Ihnen, was es interessiert, und drückt sich durch Laute aus. Fassen Sie für Ihr Kind in Worte, was Sie zusammen erleben.
  • Ihr Kind schläft nachts noch nicht durch. Meist braucht es Ihre Hilfe, um wieder einzuschlafen. Mehr zum Thema erfahren Sie im Beitrag Schlaf: Darum ist er so wichtig.

Ab dem 10. Lebensmonat:

  • Ihr Kind spielt jetzt gerne mit Gleichaltrigen. Es lernt dabei viel über Gefühle und wie man miteinander umgeht. Gleichaltrige Kinder treffen Sie zum Beispiel in den Eltern-Kind-Gruppen oder Offenen Treffs der Frühen Hilfen.
  • Ihr Kind fremdelt mit Personen, die ihm nicht vertraut sind. Lassen Sie Ihr Kind nur von Menschen betreuen, die es gut kennt.
  • Es ist wichtig, dass Sie Ihr Kind auf vorübergehende Trennungen vorbereiten. Erklären Sie ihm, dass Sie wiederkommen.

Ab dem 2. Lebensjahr:

  • Ihr Kind möchte die Welt entdecken. Vieles kann es schon alleine. Für manche Dinge braucht es Ihre Ermunterung und Unterstützung.
  • Klare Regeln helfen Ihrem Kind, die Welt zu verstehen und sich zu orientieren. Erklären Sie die Regeln, das hilft Ihrem Kind.

Ab dem 3. Lebensjahr:

  • Ihr Kind hat eine Meinung und will gehört werden. So fühlt es sich wahrgenommen und sein Selbstvertrauen wird gestärkt.
  • Beim Rumtoben lernt Ihr Kind spielerisch, was geht und was nicht geht. Es übt dabei, mit Grenzen umzugehen.

Diese Informationen sind den Merkblättern Seelisch gesund aufwachsen entnommen. Die Merkblätter enthalten viele weitere Tipps rund um die psychische Gesundheit von Babys und Kleinkindern. Sie sind in einem Gemeinschaftsprojekt vieler Kooperationspartner entstanden. Beteiligt waren unter anderem die gesetzlichen Krankenkassen, der Verband der Ersatzkassen, die BZgA und das NZFH.

Warnsignale: Wann sollten Eltern Hilfe holen?

Sie machen sich Sorgen um die seelische Entwicklung Ihres Kindes? Dann ist es immer sinnvoll, sich an die Kinderärztin oder den Kinderarzt zu wenden. Das gilt insbesondere, wenn Ihr Kind zum Beispiel häufig und andauernd

  • schreit und sich nicht beruhigen lässt (nach dem 4. Lebensmonat)
  • unter ausgeprägten Schlafstörungen leidet (nach dem 6. Lebensmonat)
  • Essen abwehrt, verweigert oder hochwürgt
  • unerklärliche Bauch- oder Kopfschmerzen hat
  • müde oder energielos ist
  • traurig, bedrückt oder stark reizbar ist
  • große Angst vor Trennung, Fantasiegestalten oder Beschämung hat
  • grübelt und sich Sorgen macht

Weitere Informationen hat der Landschaftsverband Rheinland (LVR) in der Broschüre Psychische Gesundheit im Kleinkindalter zusammengestellt. Die Angebote des LVR beziehen sich auf das Rheinland. Der Ratgeber enthält aber auch viele Links und Informationen für Eltern in ganz Deutschland.

Psychische Probleme: Hier finden Sie Hilfe

Psychische Probleme sind nichts, wofür man sich schämen muss. Wenn Ihr Kind psychische Probleme hat, geht es nicht darum, ob jemand Schuld daran hat. Wichtig ist, dass Ihrem Kind geholfen wird. Hilfe in Anspruch zu nehmen ist nie ein Zeichen von Schwäche. Ganz im Gegenteil, Sie zeigen Ihrem Kind, dass es Hilfe gibt.

Ihre Kinderärztin oder Ihr Kinderarzt ist die erste Anlaufstelle bei psychischen Problemen. Bei Bedarf erhalten Sie dort eine Überweisung zu einem Facharzt oder einer Psychotherapeutin. In Notfällen ist die Ambulanz einer Kinder- und Jugendpsychiatrie die richtige Anlaufstelle.

Links zu Quellen und weiterführenden Informationen

Landschaftsverband Rheinland (LVR): Psychische Gesundheit im Kleinkindalter

Deutsche Liga für das Kind: Seelisch gesund aufwachsen

kindergesundheit-info.de: Die psychische Entwicklung des Kindes stärken

Kinderärzte im Netz: Entwicklungsphase nach Altersgruppen