Was sind Frühe Hilfen?

Das Leben mit einem Kind bringt viel Freude, aber auch viele Veränderungen mit sich. Eltern geraten dabei schon einmal an ihre Grenzen. Um sie zu unterstützen, gibt es Frühe Hilfen.

Diesen Text finden Sie auch unter: Frühe Hilfen in Leichter Sprache

Haben Sie das Gefühl, dass Ihnen alles zu viel ist? Sind Sie unsicher in der Erziehung Ihres Kindes? Haben Sie Angst, für Ihr Kind nicht ausreichend sorgen zu können? Dann scheuen Sie sich nicht, Unterstützung zu holen. Niemand ist in der Lage, alles ganz allein zu meistern.

Frühe Hilfen sind kostenlose Angebote für Familien mit Kindern bis drei Jahre, ab der Schwangerschaft. Sie umfassen praktische Hilfen, Beratung, Vermittlung und Begleitung. Frühe Hilfen richten sich insbesondere an Familien, die das Gefühl haben, im Alltag mit Kind überfordert zu sein und sich Unterstützung wünschen. Die Angebote können Eltern ohne Antrag erhalten.

Anlaufstellen und Informationen zu Frühen Hilfen in Ihrer Nähe finden Sie in der "Suche Frühe Hilfen in Ihrer Nähe".

Was sind Frühe Hilfen?

"Was sind Frühe Hilfen?"

Quelle: NZFH/BZgA 2019

Der Film steht im Youtube-Kanal der BZgA auch in den Sprachfassungen Arabisch, Englisch, Französisch, Russisch und Türkisch zur Verfügung.

Netzwerke Frühe Hilfen

Die Angebote der Frühen Hilfen werden in Netzwerken Frühe Hilfen koordiniert. In den Netzwerken arbeiten Fachkräfte aus der Kinder- und Jugendhilfe und dem Gesundheitswesen sowie der Schwangerschaftsberatung und Frühförderung zusammen. Jedes Netzwerk hat eine oder mehrere Anlaufstellen für Eltern. Sie lotsen Eltern zu den Hilfen, die sie brauchen. In Deutschland gibt es in fast allen Kommunen Frühe Hilfen.

Welche Angebote der Frühen Hilfen gibt es?

Die Angebote der Frühen Hilfen können in der jeweiligen Kommune (Stadt oder Landkreis) unterschiedlich sein. Sie sind angepasst an die Bedarfe ihrer Bürgerinnen und Bürger. Alle Angebote sind kostenfrei und freiwillig: Sie können sie annehmen, müssen es aber nicht. Folgende Unterstützungsangebote und Anlaufstellen gibt es zum Beispiel.

Unterstützungsangebote, bei denen Fachleute zu Ihnen kommen oder Sie auf das Angebot der Frühen Hilfen aufmerksam machen:

Lotsinnen und Lotsen

In vielen Geburtskliniken oder kinderärztlichen Praxen gibt es Lotsinnen und Lotsen, die rund um die Geburt Ihres Babys und in der ersten Zeit danach für Sie da sind. Sie kennen Angebote für Mütter, Väter und Babys in der Umgebung und informieren Sie darüber. Lotsinnen und Lotsen klären Sie auch über Leistungen auf, die Ihnen zustehen, oder helfen Ihnen ganz praktisch beim Ausfüllen von Anträgen. Wenn Sie Unterstützung für sich oder Ihr Baby benötigen, überlegen Lotsinnen und Lotsen gemeinsam mit Ihnen, welches Angebot der Frühen Hilfen für Sie in Frage kommt, und stellen den Kontakt her.

Familienhebammen

Familienhebammen sind besonders ausgebildete Hebammen. Sie kümmern sich um Sie, Ihr Baby und Ihre Familie ab der Schwangerschaft bis zum Ende des ersten Lebensjahres. Neben Tipps zur gesunden Entwicklung und Versorgung Ihres Babys können Sie mit der Familienhebamme auch über Sorgen sprechen, die Sie und Ihre Familie belasten. Bei speziellen Problemen helfen sie Ihnen, geeignete Fachleute und Unterstützungsangebote zu finden.

Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegende

Familienkinderkrankenschwestern, auch Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen und -pfleger (FGKiKP) genannt, kommen zu Ihnen nach Hause, wenn Sie Unterstützung und Beratung im Umgang mit Ihrem Kind brauchen. Sie helfen Ihnen, wenn Sie zum Beispiel unsicher bei der Versorgung des Kindes sind oder Ihr Kind besondere Pflege oder Fürsorge benötigt. Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegende unterstützen Sie aber auch bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben und begleiten Sie zum Beispiel zu Behörden. Bei größeren Problemen helfen Sie Ihnen, geeignete Unterstützungsangebote zu finden.

Familienpatinnen und Familienpaten

Familienpatinnen oder Familienpaten kommen zu Ihnen, um Sie im Alltag zu unterstützen und zu entlasten. Sie sind ehrenamtlich aktiv und nehmen sich Zeit für Sie und Ihr Kind, wie es vielleicht auch Verwandte und Freunde tun würden. Sie spielen zum Beispiel mit Ihrem Kind, kochen etwas oder begleiten Sie zu Terminen.

Willkommensbesuche

Um Babys „willkommen zu heißen“, bieten viele Kommunen in den ersten Wochen nach der Geburt einen Begrüßungsbesuch an. In der Regel führen den Besuch Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter Ihres Wohnortes, Familienhebamme, Familienkinderkrankenschwestern oder Freiwillige durch. 

Wenn Sie das möchten, informieren Sie die Fachkräfte beim Willkommensbesuch über Angebote für Familien in der Umgebung, über finanzielle Hilfen oder auch verschiedene Dinge, die Sie als Eltern frühzeitig geregelt müssen, wie zum Beispiel die Beantragung eines Kita-Platzes. Wie ein Willkommensbesuch ablaufen kann, erfahren Sie unter Was passiert bei einem Willkommensbesuch?

Angebote und Anlaufstellen, zu denen Sie hingehen können:

Schwangerschaftsberatungsstellen

Jede Schwangerschaft verändert auch Ihren Alltag und wirft Fragen auf. Wenn Probleme und Sorgen überwiegen und Sie sich unsicher fühlen, können Sie sich an eine Schwangerschaftsberatungsstelle wenden. Dort erhalten Sie Hilfe und Antworten auf alle Fragen rund um die Themen Schwangerschaft, Geburt und die ersten Jahre des Kindes. Die Beraterinnen und Berater stehen unter Schweigepflicht und behandeln die Informationen vertraulich. Schwangere in finanzieller Not können über Schwangerschaftsberatungsstellen finanzielle Unterstützung erhalten. Eine Beratungsstelle in Ihrer Nähe finden Sie über die Schwangerschaftsberatungsstellensuche.

Familien- und Erziehungsberatungsstellen

Der Alltag mit Kindern ist nicht immer einfach. Stress, Probleme und Sorgen belasten viele Familien. Wenn Sie sich ratlos fühlen und Unterstützung für Ihr Zusammenleben in der Familie oder für die Erziehung Ihres Kindes brauchen, finden Sie in Familien- und Erziehungsberatungsstellen die richtigen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner. Gemeinsam mit Ihnen suchen sie nach Lösungen.

Eltern-Kind-Treffs

In fast allen Kommunen gibt es offene Treffs wie zum Beispiel Eltern-Kind-Treffs oder Eltern-Cafés. Meist sind sie in Familienzentren oder Stadtteilzentren zu finden. Dort können Sie sich unkompliziert und zwanglos mit anderen Eltern austauschen. Vielleicht lernen Sie über den Eltern-Kind-Treff auch Mütter und Väter kennen, denen es genauso geht wie Ihnen, und Sie können sich gegenseitig unterstützen. Ihr Kind kann dort mit anderen Kindern spielen.

Eltern-Kind-Gruppen

Anders als offene Treffs sind Eltern-Kind-Gruppen feste Gruppen. Es treffen sich also immer die gleichen Personen. Über die Zeit lernt man sich kennen und vertrauen. Oft sind die Kinder der Gruppe in einem ähnlichen Alter. Die Kurse gehen in der Regel über mehrere Wochen. Es gibt eine Gruppen-Leitung, die auch die Treffen organisiert. Je nach Alter der Kinder überlegt sich die Gruppen-Leitung Spiele, bringt Lieder mit oder spricht Themen an. Sie kann Eltern Tipps geben oder über Unterstützungsangebote informieren.

Offene Sprechstunden in Familien- und Stadtteilzentren

In offenen Sprechstunden stehen Ihnen in der Regel Familienhebammen oder Mitarbeitende der Kommune zur Verfügung. Sie können sich mit Fragen und Problemen zur Erziehung und Entwicklung Ihres Kindes, aber auch zum Familienalltag an sie wenden. Auf Ihren Wunsch hin stellen die Fachkräfte für Sie den Kontakt zu passenden Unterstützungsangeboten her.

Schreiambulanzen

Wenn Sie sich erschöpft fühlen und verzweifelt sind, weil Ihr Kind viel schreit und sich nur schwer beruhigen lässt, können Sie sich Hilfe holen. In allen Kommunen finden Sie Beratung und Hilfe bei Familienhebammen, Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegenden oder Beratungsstellen. In vielen Kommunen gibt es sogar spezielle „Schreiambulanzen“. Adressen von Schreiambulanzen finden Sie in der „Suche Schreiambulanzen“.